Josef Spiegel
"Vater des Ruhrtalmuseums Schwerte"
Am 18.Februar 1931 wurde der "Heimatverein Schwerte
und Umgebung" (=HVS) gegründet.
Zum Vorsitzenden wurde der Leiter der Bismarckschule, Rektor Friedrich
Schulte am Bruch, aus Wandhofen gewählt. Er übte das Amt bis
1937 aus.
Rektor F. Schulte schickte am 1. Juli 1931 an einen jungen Mann aus
Schwerte, der bei der Deutschen Reichsbahn tätig war, folgende
Einladung:
Schwerte, 1.7.31
Sehr geehrter Herr Spiegel !
Hierdurch möchte ich Sie noch ganz besonders und herzlich bitten,
zu unserer Versammlung heute Abend 19.30 Uhr im "Hotel zur Post" zu
erscheinen. Sie haben auf Ihrem Sondergebiete große Erfahrung; wir
können Ihre Mitarbeit nicht entbehren und hoffen, dass Sie sich
gern als Mitarbeiter in den Dienst der guten Sache stellen werden.
Mit Heimatgruß
Heimatverein Schwerte
Schulte, Rektor
Anlässlich einer kulturhistorischen Ausstellung in der Stadt
Schwerte i. J. 1927 hatte der begabte und passionierte "Hobby-Archäologe"
und "Amateur-Historiker" Josef Spiegel durch die Ausstellung seiner Sammlung
großes Aufsehen in der Bevölkerung und auch bei der Stadtverwaltung
erregt. Es wurde sogleich der Wunsch geäußert, die ausgestellten
Exponate sollten in einem Museum der Stadt erhalten bleiben.
Dieser Vorschlag fiel allgemein auf fruchtbaren Boden, auch wenn zunächst
noch keine Räume vorhanden waren. Alles, was mit der Geschichte der Stadt
Schwerte zusammenhing, wurde gesammelt bzw. erworben.
Im Jahre 1932 fasste der HVS in Verbindung mit der Verwaltung der Stadt
den Beschluss, das Museum im Alten Rathaus einzurichten. Zunächst
musste die Bedürfnisanstalt unter der Rathaushalle beseitigt werden.
Sodann waren Verhandlungen mit dem Arbeitsamt notwendig. Dieses hatte die
Räume im Alten Rathaus für mehrere Jahre gemietet. Doch der HVS
stieß auf großes Verständnis. Im Herbst 1932 wurden drei Räume
frei gemacht. Nach der Renovierung begann der HVS sofort mit einer regen
Sammlertätigkeit. Recht bald zeigte sich, dass der Raumbedarf viel
größer war. Daraufhin gab das Arbeitsamt zwei weitere Räume frei.
Am 1. Januar 1934 stelle der HVS den unermüdlich fleißigen Josef
Spiegel als Museumsleiter an.
Zwar waren fünf Räume immer noch kein fertiges Museum, aber
sie genügten zunächst, um am 15. Oktober 1933, im Rahmen eines
großen Festaktes, das "Ruhrtalmuseum Schwerte" einzuweihen.
Zur Person des Museumsleiters:
Josef Spiegel wurde am 17.07.1901 als Sohn einer kinderreichen Schuhmacherfamilie
geboren. Als junger Arbeitsloser machte er seine ersten steinzeitlichen
Funde. Beim Sammeln von Kartoffeln entdeckte er einen Flintstein und
verschrieb sich von da an der Suche nach der Vergangenheit seiner
Heimatstadt Schwerte.
Seine wesentlichen Entdeckungen sind die steinzeitliche Siedlung im
Gänsewinkel und die Erkenntnis, dass die Gletscher der Eiszeit das
Ardeygebirge und die Ruhr überschritten haben.
1927 stellte Josef Spiegel seine Funde in einer Ausstellung vor und
eröffnete 1933 im alten Rathaus mit Hilfe des Heimatvereins sein Museum.
Zu den steinzeitlichen Funden aus dem Ruhrtal kamen bald noch seine
interessanten Münzfunde. So wurde die Numismatik zum zweiten Standbein
seiner Arbeit.
Nach dem Krieg legte er seine Sammlung über die Möhnekatastrophe
an und arbeitete die Geschichte des Schwerter Schützenwesens auf.
Der von der wissenschaftlichen Fachwelt geschätzte Autodidakt Josef
Spiegel war Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland, des Ehrenringes des Landkreises Iserlohn
und des Ehrenringes der Stadt Schwerte.
Josef Spiegel starb am 29. Dezember 1984 im Alter von 83 Jahren. Er hat
sich durch das Ruhrtalmuseum über seinen Tod hinaus ein unvergängliches
Denkmal gesetzt.
Der 100-ste Geburtstag von Josef Spiegel sollte ein Anlass sein, den
eigentlichen "Vater des Ruhrtalmuseums",
am Dienstag, 17. Juli 2001, durch die Stadt Schwerte in einer Feierstunde
zu würdigen und zu ehren.
Gleichzeitig sollte das Ruhrtalmuseum in "Josef Spiegel Ruhrtalmuseum
Schwerte" umbenannt werden.