Was ich noch sagen wollte ...

Nun hat unsere "AS" ihren 13. Jahrgang hinter sich. Die 13 ist eine Zahl, mit der man recht unterschiedlich umgeht. Die einen sehen in ihr eine Glückszahl, die anderen das Gegenteil. Nun, wir schätzen uns jedenfalls glücklich, dreizehn Jahre gut überstanden zu haben. Unsere Freude wurde auch nicht geringer, als wir bald nach dem Erscheinen der letzten Ausgabe dieses Jahrgangs, der Nr. 53, mit Bedauern feststellen mussten, dass bei der verflixten 13 uns der Druckfehlerteufel noch schnell einen Streich gespielt hatte und zwar ausgerechnet auf der ersten Seite. Da stand nämlich hinter der Nummer 53 nicht etwa der Monat Dezember 2000, sondern September, was uns wenig erfreute und manchen Leser stutzig machte. Ich bitte um Nachsicht und hoffe, dass es dieser Ausgabe nicht geschadet hat. Betrachten wir es positiv, wie einen Fehldruck bei Briefmarken. Der ist immer etwas Besonderes und jeder Sammler freut sich, wenn er einen Fehldruck sein Eigen nennt. Und diese Ausgabe barg auch etwas Besonderes, nämlich den von vielen Lesern so sehr erwarteten abschließenden Bericht von Reinhold Stirnberg über die Kunstschätze der St. Viktor Kirche in Schwerte. Wir hoffen, dass auch Sie ein Exemplar dieser Ausgabe erwischt haben.

Übrigens: Wussten Sie, dass das Jahr 2001 von den Vereinten Nationen schon im Herbst 1997 als "Internationales Jahr der Freiwilligen (IJF)" ausgerufen wurde? Weltweit beteiligen sich 123 Länder daran, freiwilliges Engagement, Selbsthilfe, das Ehrenamt, zu fördern. Freiwilliges Engagement soll aufgewertet und die Rahmenbedingungen dafür verbessert werden. Fürwahr ein gutes Vorhaben, dem man von ganzem Herzen nur Erfolg wünschen kann und muss.

Endlich bemüht man sich auf internationaler Ebene mit vereinten Kräften die Menschen wachzurütteln, sie für mehr Gemeinsinn zu motivieren und dem Egoismus entgegenzutreten, der sich in erschreckendem Maße ausgebreitet hat. Die unseligen Schlagworte "jeder ist sich selbst der Nächste" und "nimm, was du kriegen kannst" sind die Basis für Profitgier geworden. Eine solche Einstellung unterdrück den Sinn für das Gemeinwohl leider schon in jungen Jahren und nährt den Boden für Gewaltbereitschaft und Kriminalität.

Wir sind nach dem Kriege, angesichts der schrecklichen Vergangenheit, angetreten, einen Wohlstand für alle zu schaffen und ihn auf eine soziale Marktwirtschaft zu stützen. Was ist in unserer Wirtschaft heute von dem soziale Element noch geblieben?! Es schockt mich, wenn große Wirtschaftsunternehmen, trotz sagenhafter Gewinne, bereit sind viele Arbeitsplätze abzubauen und damit die Allgemeinheit zu belasten, nicht aus Existenznot, sondern, um ihre Dividende noch zu steigern. Schlechte Beispiele aus Wirtschaft und Politik tragen dazu bei, dass in der Bevölkerung die Demotivierung und Unzufriedenheit wächst und gefährliche Ausmaße anzunehmen droht. Es ist an der Zeit, die Spielregeln unserer Gesellschaft endlich zu überdenken und die Pflöcke dafür auf allen Ebenen neu zu stecken.

Wenn Jahr für Jahr Steuergelder verschwendet, millionenschwere Geldbeträge unrechtmäßig verwendet und Privilegien missbraucht werden, darf man sich nicht wundern, wenn in allen öffentlichen Kassen die Gelder fehlen. Wer zu Sparsamkeit und zum Verzicht aufruft sollte zu dem, was er von anderen verlangt, auch selbst bereit sein, anderenfalls bekommt sein Ruf nach freiwilligem, kostenlosen Engagement einen bitteren Beigeschmack.

Vereine, Verbände, Institutionen aus Kultur, Sport und dem sozialen Bereich, aber auch Politik und Wirtschaft müssen durch vorbildliches Verhalten überzeugen. Der Bund, die Länder, Städte und Gemeinden, mit allen öffentlichen Institutionen, sollten sich viel mehr Gedanken über sinnvolle Rahmenbedingungen machen, die motivierend für das begehrte ehrenamtliche Engagement sind. Es müssen alle Hürden beseitigt werden, die hilfsbereite Menschen daran hindern, Aktivität und Kreativität für das Gemeinwohl zu entfalten. Nur so kann die erhoffte freiwillige Hilfsbereitschaft entstehen und wachsen, denn es ist kein Geheimnis, dass das Gemeinwohl ohne ehrenamtliches Engagement nicht gedeihen kann.

Es ist jedoch mehr Hilfsbereitschaft vorhanden, als manch einer annimmt, sie ist nur im Laufe der Jahre zu einem großen Teil überdeckt und verdrängt worden durch maßloses Gewinn- und Machtstreben im beruflichen und privaten Bereich, in Politik und Wirtschaft. Angesichts der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich wird sie daher immer zu gering bleiben. Je früher wir verstärkt gegen eine solche Entwicklung angehen, umso größer werden die Erfolgsaussichten sein.

Alle Achtung vor den Kreisen, die sich trotz endloser Probleme ehrenamtlich engagieren und bemühen, sich sinnvoll für das Allgemeinwohl einzusetzen, nicht nur bei Sport und Kultur, sondern verstärkt im sozialen Bereich, um den Menschen beizustehen, die durch das soziale Netz gefallen sind. Würden ihre guten Beispiele in den Medien stärker hervorgehoben als bisher, dann gäbe es bestimmt viel mehr Nachahmer und ein grundlegender Wandel der allgemeinen Gesinnung könnte entstehen und gedeihen.

Offenheit und Ehrlichkeit schafft gegenseitiges Vertrauen. Wenn wir alle uns bemühen, so aufeinander zuzugehen, wird das "Internationale Jahr der Freiwilligen" auch von Erfolg gekrönt sein.

Ich hoffe, dass deutlich geworden ist, worauf es in diesem "internationalen Jahr der Freiwilligen" ankommt, wenn man wirklich etwas erreichen will, was solide und zukunftsträchtig ist.

Es sollte sich niemand durch die augenblickliche Situation entmutigen lassen, im Gegenteil. Sie muss Ansporn sein, hiergegen anzugehen. Die Worte eines großen Vorbildes an Selbstlosigkeit, Albert Schweitzer, zum "Nebenamt" (Ehrenamt) sollte sich jeder zu Herzen nehmen. Wir haben sie auf der nächsten Seite ausgedruckt.

Wer mit Freude ehrenamtlich tätig ist, lässt sich auch durch Nackenschläge nicht beirren. Er weiß, dass er sich ja für die darauf angewiesenen Mitmenschen engagiert - nicht für die schlechten Vorbilder in unserer Gesellschaft. Aber diese müssen es sich gefallen lassen, dass die Freiwilligen, die selbstlos Engagierten, sie unerbittlich darauf ansprechen und an ihr schlechtes Gewissen rühren, damit sich endlich etwas ändern kann in unserem Lande - zu unser aller Wohlergehen.

                                         Horst Reinhard Haake