Was ich noch sagen wollte ...

"Gut Ding will Weile haben" sagt der Volksmund, und das scheint sich immer wieder zu bestätigen, wie z.B. bei dem Wunsch nach Besserung der allgemeinen zwischenmenschlichen Beziehungen und mehr uneigennützigem Handeln.

Mit Freude beobachte ich die Bemühungen und Initiativen, Bürger für ein ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. Im Kreis Unna gibt es sogar eine "Agentur für bürgerschaftliches Engagement", die sich "Der Kreisel" nennt und um "Zeitspenden" für die unterschiedlichsten Tätigkeiten wirbt. In unserer 52. Ausgabe wiesen wir an zwei Stellen auf diese begrüßenswerte Einrichtung hin. Darüber hinaus baten wir, sowohl in eigener Sache als auch für den Sozialverband Deutschland, um ein solches Engagement, das dem Leben mehr Inhalt und wahren Sinn verleiht. Der Wunsch nach gegenseitiger selbstloser Hilfe in unserer, ach so selbstgefälligen Wohlstandsgesellschaft, ist jedoch schon viel früher geboren und von der "AS" offengelegt worden. Bereits in unserer 2. Ausgabe von Februar 1989 machten wir auf das nachahmenswerte Angebot gegenseitiger Hilfe aufmerksam, das auf ökumenischer Ebene im Schwerter Stadtteil Villigst entstand unter dem Motto "Villigster Bürger helfen". Ein Interview mit zwei Mitgliedern dieser Einrichtung, Frau Schanzenbach und Frau Lieb-Mohn, brachten wir in unserer 5. Ausgabe (August 1989), verbunden mit der Hoffnung, der gute Gedanke möge sich ausbreiten. In der 15. Ausgabe (Juni 1991) griff unser damaliges Redaktionsmitglied Elisabeth Brehm in ihrem Beitrag "Brief an eine Freundin" den Wunsch nach mehr gegenseitigen Hilfeleistungen noch einmal auf und schloss mit den Worten: "... Man müsste eine Art 'Börse' einrichten, in der Angebote und Wünsche gesammelt und dann koordiniert würden, - und das könnte sich dann sogar generationenübergreifend auswirken." Nunmehr scheint dieser Wunsch nach vielen Jahren in Erfüllung zu gehen. Endlich !

über ein ungewöhnliches Zeitgeschenk berichteten wir in der 18. Ausgabe von März 1992. Eine 85jährige Dame hatte zum Geburtstag einen "Gutschein gegen die Einsamkeit" erhalten. Ein Zeitgeschenk von 20 Nachbarn, die ihr Zeit schenkten zum Einkauf, Fahrt zum Arzt, zum Kaffeeklatsch usw. Wie aufmerksam unsere Zeitung gelesen wird, zeigt ein Leserbrief (AS Nr.21,Dezember 1992), dessen Schreiberin mitteilt, dass sie unsere Anregung "sich gegenseitig zu helfen" dankbar aufgegriffen habe mit dem Erfolg, dass sie 27 Freunde und Nachbarn für ein gleiches Zeitgeschenk motivieren konnte. Sowohl die Beschenkten als auch die Geber hätten viel Freude daran gehabt.

Solch positive Nachrichten geben Auftrieb zur Fortführung unserer schönen ehrenamtlichen Redaktionstätigkeit. Doch wenn wir uns jetzt etwas konkret wünschen dürften, so gäbe es nichts Willkommeneres als einen Zuwachs von Mitstreitern, die gerne zeichnen, kleine Bildergeschichten oder humorvolle Zeichnungen erstellen. Wir sähen auch gerne einen Nachfolger für unseren, vor Jahren verstorbenen, unvergesslichen Fritz Dorka, damit unsere Zeitung wieder mit humorvollen Glossen bereichert werden könnte. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass unser Wunsch eines Tages in Erfüllung geht - auch durch jüngeren Nachwuchs. "Gut Ding will Weile haben".

Etwas kurzfristiger verlief folgender Vorgang: Im Herbst 1998 nahmen wir das Angebot der Stadtwerke Schwerte an, unsere "AS" ins Internet zu bringen und gemeinsam mit Masterschülern des Nord/West-Schulzentrums im Bohlgarten das Generationenprojekt "Senioren und Jugendliche gestalten das Internet in Schwerte" durchzuführen. Das war damals in weitem Umkreis noch einmalig. Ein Jahr danach boten die Masterschüler sogar an, uns älteren Unterricht zu erteilen in der Bedienung des Computers und beim Surfen im Internet. Das bereitete allen Beteiligten enormen Spaß und wir berichteten begeistert darüber. Heute gibt es nicht nur bei der "GGT" in Iserlohn das "Internet-Cafe für ältere Menschen", auch das Angebot an Schulung älterer Menschen im Computer- und Internetbereich mehrt sich beachtlich. (Offiziell sollen bald alle Schulen ans Internet angeschlossen sein). Wir dürfen beobachten, wie unser seit Anbeginn gehegter Wunsch, einen Brückenschlag zwischen den Generationen zu ermöglichen, immer stärker zur Realität wird. Welch schöne Früchte ehrenamtlichen Engagements, an denen unsere Redaktionsarbeit nicht ganz unbeteiligt ist, die unsere Stadtväter/Mütter, trotz angespannter Haushaltslage, ermöglicht haben. Danke !

Nun soll in unserer Stadt sogar ein 35-köpfiger "Jugendrat" gebildet werden, in dem interessierte Schüler im Alter von 10 - 17 Jahren nach demokratischen Spielregeln über ihre eigenen Sorgen und Bedürfnisse diskutieren und sie der Verwaltung vortragen werden. Der dieses Projekt begleitende Dezernent Hans-Georg Winkler steht dem recht aufgeschlossen gegenüber und wies auf seine einschlägigen guten Erfahrungen hin, die er in seinem Amt in Nordkirchen gemacht hat Auch der Jugendpfleger Michael Hoffmann ist für dieses Projekt zuständig. Im Verlauf ihrer Tätigkeit werden die Schwerter Jugendrat-Mitglieder sicherlich bald erkennen, dass es gar nicht leicht ist, Wünsche und Bedürfnisse zu realisieren, dass Sachlichkeit vor Parteienpolitik rangieren und man dementsprechend Prioritäten setzen muss, um die begrenzten finanziellen Mittel sinnvoll einzusetzen.

Ein solcher Jugendrat ist zu begrüßen, denn er schafft die Möglichkeit, künftig einen anderen, besseren Geist und Stil in die Parlamente einziehen zu lassen. Die "AS" wird seine Entwicklung interessiert und aufmerksam beobachten und ihn mit konstruktiver Kritik begleiten.

Einer Einladung des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung folgend vertrat ich unsere "AS" auf der alljährlichen Fachtagung für Journalisten der Seniorenpresse, die erstmalig vom 25. bis 27.10.2000 in Berlin stattfand. Es gab viele nützliche Gespräche mit Angehörigen verschiedener Ministerien und heiße Diskussionen mit den seniorenpolitischen Sprechern aller Parteien, außer PDS (krank), die uns allen sehr aufschlussreiche Erkenntnisse vermittelten.

So vollenden wir bald unseren 13. Jahrgang und hoffen, wieder eine zufriedenstellende Leistung gebracht zu haben. Hat es Ihnen Freude bereitet unsere "AS" zu lesen, so empfehlen Sie uns bitte weiter, vielleicht motivieren Sie damit jemanden, der mitmacht und uns damit Freude bereitet.

Im Namen des Redaktionsteams danke ich allen Lesern für ihre Treue und wünsche ihnen im neuen Jahr viel Glück, Gesundheit und Zufriedenheit.

Horst Reinhard Haake