Jana und Timmy warten auf die Bescherung

Seit dem 1. Dezember suchten Jana und Timmy jeden Morgen das richtige Türchen an ihrem Weihnachtskalender, öffneten es und verglichen die Schokoladenfiguren. Am zweiten Advent backte Mama zusammen mit ihnen Spekulatius, Spritzgebäck und Lebkuchen. Abends zündeten sie zwei dicke rote Kerzen an und Jana und Timmy durften ein paar Tannennadeln vorsichtig in die Flammen fallen lassen. Die wurden dann für einen Moment fast doppelt so groß und knisterten geheimnisvoll. Im Backofen brutzelten Omas Bratäpfel und Papa las Geschichten vor. Seit dem duftete es nach Weihnachten.

Heute morgen durften Jana und Timmy endlich die großen Türen mit der 24 öffnen. Nachmittags hatte Mama sie gebeten im Kinderzimmer zu bleiben. Sie versprachen es, aber sobald sie Papier rascheln oder Schritte im Flur hörten, fiel es ihnen sehr schwer, nicht doch mal eben durch den Türspalt zu äugeln.

Jana warf die Karten auf den Tisch.
"Warum tust du das?" fragte Timmy.
"Es ist langweilig", antwortete Jana.
Timmy schnaufte, stütze die Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn in die Hände und starrte die Uhr an. Die Uhr tickte, aber die Zeiger rückten heute gar nicht weiter. Plötzlich sprang Timmy auf und rief:
"Ich weiß, was wir machen. Wir spielen Ostereier verstecken."

"Heute?! Am Heiligen Abend!?" fragte Jana und vergaß den Mund zu schließen. Timmy nickte, riss die Schublade mit dem Geschenkpapier auf, zog den Kasten mit dem Osterschmuck darunter hervor und klappte langsam den Deckel hoch.

"Dürfen wir das denn auch?" fragte Jana. Timmy nickte wieder und hob den Osterhasen mit der Kiepe aus der Kiste. Jana kraulte die Küken.

"Ihr seid ja ganz zerdrückt", sagte sie, blies in das flaumige Fell und strich es glatt. Danach ließ sie die gelben Wollknäuel mit den roten Füßchen über den Tisch spazieren und mit den winzigen Schnäbeln an ihrem Apfel picken.

"Jana, ich verstecke die Ostereier und du suchst zuerst! Halt' dir die Augen zu!" kommandierte Timmy.

Jana kniff die Augen zu, wiegte die Kükchen und erzählte ihnen, dass heute Heiligabend ist.

Wilma Frohne