Wir über uns


Guten Tag, meine Damen und Herren,

die Urlaubszeit und die ihr folgenden heißen Tage haben wir wieder einmal gut hinter uns gebracht. Unser Redaktionsteam war froh, seine Sitzungen aus dem sonnenbestrahlten AS-Büro in den kühleren Bereich der nahegelegenen Reichsbund-Geschäftsstelle verlegen zu können. Davon abgesehen hinderten uns umfangreiche Handwerksarbeiten an der Benutzung unserer Räume. Im ganzen Schulgebäude wurden die alten Heizkörper herausgerissen und durch neue ersetzt. Ein Versuch, an bestimmte Unterlagen zu gelangen, war nahezu aussichtslos. Es gelangte auch keine Post in unser Büro. Ihre Verteilung erfolgte erst nach Ferienende, als wir wieder mit normaler Redaktionsarbeit beginnen konnten. Ich hoffe, daß nicht allzu viel ins Hintertreffen geraten ist und bitte vorsorglich um Nachsicht.

Bekanntlich sind am 12.September 1999 wieder Kommunalwahlen, deren Ausgang hier in Schwerte ja auch für den Fortbestand unserer "AS" von Bedeutung sein dürfte. Obwohl die "AS" in den zwölf Jahren ihres Bestehens allerseits gut angenommen worden ist, gibt es für sie in Rat und Verwaltung nicht nur Befürworter, wenn die Debatten sich um die löcherige Haushaltskasse drehen.

Darum kann es nicht schaden, hier einige Gedanken im Hinblick auf die Kommunalwahl zu verwenden, die jetzt unter völlig neuen "Spielregeln" stattfindet. Erstens gibt es keine Fünf-Prozent-Klausel mehr, sodaß der neue Rat eine viel buntere Zusammensetzung haben wird. Zweitens wird in unserem Bundesland erstmals der Bürgermeister, der gleichzeitig Chef der Verwaltung und somit auch Herausgeber der "AS" ist, von den Bürgern direkt gewählt. Drittens ist es bei diesem Wahlverfahren durchaus nicht sicher, daß der "Erste Bürger unserer Stadt" wie bisher auch aus der stärksten Partei hervorgeht, denn diese kann ihn nicht mehr bestimmen, sondern nur zur separaten Wahl vorschlagen. Ist einer der Kandidaten mit Stimmenmehrheit gewählt worden und die Dinge laufen später nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, kann man nicht mehr einfach auf eine Partei und den mit ihr verbundenen Bürgermeister schimpfen.

Der Bürger hat jetzt die Qual der Wahl, den Fähigsten unter allen Bewerbern ausfindig zu machen. Und davon gibt es mehr, als Parteien im Rat unserer Stadt vertreten sind. Acht Kandidaten bewarben sich um das Bürgermeisteramt und beim Studium der örtlichen Plakate konnte man sich manchmal eines Schmunzelns nicht erwehren.

Ausschlaggebender als alle schönen Worte sind für dieses Amt die Fähigkeiten zur Führung einer Verwaltung mit mehr als 600 Mitarbeitern und die notwendige politische Weitsicht. Hier die Eigenschaften der Personen von den Parolen der Parteien zu unterscheiden, ist wohl die schwierigste Aufgabe der Wähler.

Da führen die Kandidaten nun alle möglichen politischen Schwerpunkte und Bekenntnisse an, zur Jugend, zum Sport, zur Schule, dem Verkehr usw. doch leider herzlich wenig zur Seniorenpolitik. Obwohl in aller Welt bekannt ist, daß dieser Personenkreis, im Gegensatz zu anderen, sich kontinuierlich erweitert und somit an ökonomischer und politischer Bedeutung gewinnt, setzt auf örtlicher Ebene kaum eine Partei hier ihre Schwerpunkte. Man braucht zwar unsere Stimmen und buhlt darum, aber das politische Schwerpunkt-Engagement für unsere Generation ist sehr dürftig. Darin jedenfalls besteht bei allen Einigkeit und Ehrlichkeit im Wahlkampf!

Es sollte jeden von uns doch sehr nachdenklich stimmen, wenn man uns nur für neue Marktlücken entdeckt, für Rentenexperimente und Vererbung großer Vermögen - die außerdem nur bei den wenigsten aus unserer Generation vorhanden sein dürften.

Um jedoch gerecht zu sein, darf ich hier eine interessante Zusage zur Seniorenpolitik in unserer Stadt nicht unerwähnt lassen: Der Seniorenbeirat, dem die "AS" schon seit zwei Wahlperioden angehört, soll künftig frei gewählt werden. Diesen Wunsch hatte ich schon vor Jahren im Namen der "AS" gegenüber Rat und Verwaltung vorgetragen - stieß aber leider nicht auf Gegenliebe.

Bisher werden die Mitglieder des Seniorenbeirats von den Parteien vorgeschlagen, die im Sozialausschuß vertreten sind. Er besitzt kein Stimmrecht, keine Beschlußvollmacht, hat meiner Ansicht nach nur eine Alibi-Funktion. Ich finde es sehr bedauerlich, daß er, wenn ich das mal so sagen darf, einem durchaus entbehrlichen "Wurmfortsatz" des Sozialausschusses gleicht. Mein Engagement dort war für die "AS" und mich bisher wenig befriedigend!

Ein künftig frei gewählter Seniorenrat sollte parteipolitisch unabhängig sein und Beschlußvollmacht haben. Eine seiner vornehmsten Aufgaben muß darin bestehen, Rat und Verwaltung mit konstruktiver, sachlicher Kritik zu begleiten. Wenn das ernsthaft gewollt ist und evtl. nur über eine Änderung der Gemeindeordnung möglich sein sollte, würde es jedem Politiker zur Ehre gereichen, mit entsprechendem Engagement wirklich etwas für die ältere Generation getan zu haben.

Dafür würde sich mancher aktive ältere Bürger unserer Stadt mit Freude einsetzen.

Es gäbe endlich eine Basis zu einer ersprießlichen Seniorenpolitik, die Wissen und Erfahrung der älteren Generation den politischen Gremien und der Verwaltung nutzbringend zur Seite stellt.

Der alte Grundsatz, von der Vergangenheit zu lernen, um die Zukunft optimal und sinnvoll gestalten zu können, bewahrheitet sich immer wieder und gilt auch für die Politik.

Es ist falsch und dumm, das Alter immer nur mit Senilität und finanzieller sowie persönlicher Belastung in Verbindung zu bringen.

Der biologische Alterungsprozeß hat sich sehr verschoben, ältere Menschen bleiben länger aktiv, wollen ihr Schicksal selbst in der Hand behalten und ihre Fähigkeiten gerne anderen zur Verfügung stellen. Kann unsere Gesellschaft es sich leisten, dieses Potential zu vernachlässigen?

In diesem Sinne, liebe Leser, denken Sie daran, wie wichtig Ihre kritische Wahlentscheidung am 12.9. ist und nutzen sie Ihre Chance.

Tschüß, bis zum nächsten Mal.
Horst Reinhard Haake