Wir über uns


Guten Tag, meine Damen und Herren,

als ich vor einigen Wochen meinen Bericht für unsere 46. Ausgabe schrieb, ahnte ich nicht, welch schicksalsschwere Entwicklung für unser Volk in nächster Zeit stattfinden würde. Vor, oder besser gesagt, in der Haustür zu unserem nach friedlicher Vereinigung strebenden Europa ist auf dem Balkan ein grausamer Krieg entbrannt. Nach dem Scheitern der internationalen politischen Bemühungen um Beendigung der täglichen Grausamkeiten sahen die Politiker leider keinen anderen Ausweg, als mit militärischen Mitteln dem ein Ende zu bereiten. Mit täglichen Einsätzen von Flugzeugen und Raketen wird versucht, die militärisch wichtigen Einrichtungen der jugoslawischen Machthaber zu zerstören.

Auch ein kleines Kontingent deutscher Soldaten ist bei diesen Einsätzen dabei - was noch vor einem Jahr undenkbar war. Deshalb gehen die Meinungen über den Militär-Einsatz sehr auseinander und viele Bürger haben ernstliche Gewissenskonflikte, die nur allzu verständlich sind.

Insbesondere uns älteren Menschen drängen sich da schreckliche Erinnerungen auf an den jahrelangen Bombenterror des zweiten Weltkrieges, mit dem letztendlich die Macht des Diktators Hitler gebrochen wurde, aber auch manche Stadt in Schutt und Asche fiel. In meinen "schönsten" Jugendjahren mußte ich dieses miterleben und froh sein - trotz schwerer Kriegsverletzung - gemeinsam mit anderen Jungen in pausenlosen Einsätzen retten, löschen und bergen zu können. Bald wäre mir das selbst zum Verhängnis geworden und ich säße jetzt nicht hier am Computer.

Wer von uns wünscht sich nicht eine schnelle Beendigung der Grausamkeiten auf dem Balkan. Jeder, der ähnliches erlebt hat, muß dankbar sein, alles überstanden und mehr als ein halbes Jahrhundert in Frieden gelebt zu haben. Uns im AS-Redaktions-Team ist es sogar vergönnt, unsere Lebenserfahrungen einzubringen und sie zum Nutzen der nachrückenden Generation vermitteln zu können.

Wegen des eigenen Erlebens können wir die Qualen dieser Menschen mitempfinden, aber dürfen wir nun untätig dem dortigen Gemetzel zuschauen, oder gar wegschauen, weil es ja nicht in unserem Lande stattfindet? Würden wir wegen unterlassener Hilfeleistung nicht große Schuld auf uns laden? -

Das Leben hat uns gelehrt, daß man trotz aller Gewissenskonflikte manchmal zu sonst undenkbaren Mitteln greifen muß, um eigenen Schaden abzuwenden. Hochachtung vor allen Politikern, die sich dazu durchringen können aber trotzdem bereit stehen, alle politischen Möglichkeiten auszuschöpfen, um jederzeit schnellstens wieder Frieden herzustellen.

Unter diesem Aspekt betrachten und lesen Sie bitte meine Gedanken zum "internationalen Jahr der Senioren" auf den Seiten 9 - 11. Wenn es gelingt, in unserem Lande die Gewalt und das Verbrechen zu unterdrücken, jedem das Gefühl der persönlichen Sicherheit zu vermitteln, dann dürfte das auch positive Auswirkungen nicht nur auf die Menschen unseres Landes, sondern auch der uns umgebenden Völker haben.

Nun zu erfreulicheren Dingen: Unser Jahrtausend neigt sich mit Riesenschritten dem Ende zu. Was meinen Sie, sind wohl die bedeutendsten Erfindungen, die in diesem Jahrtausend die Menschen prägten? Nach Meinung führender Technologie-Experten, die von "Bild der Wissenschaft" (bdw) befragt wurden, nimmt die vor 544 Jahren von Gutenberg erfundene Buchdruckkunst weltweit den ersten Rang ein. Das hatte schon nach einer ebensolchen Befragung 1997 die US-Zeitschrift "Life" bestätigt. Wenn wir uns für die "AS" noch heute dieser Kunst bedienen, so hat doch die Drucktechnik mit der damaligen wohl kaum noch etwas zu tun hat. Der Computer hat sie mit Riesenschritten abgelöst. Und dieses technische Wunderwerk, so konnte ich in "bdw"-Nr.5/1999 lesen, nimmt den zweiten Rang in der Liste der bedeutendsten Erfindungen dieses Jahrtausends ein. Den dritten Rang bekleidet - man staune - die Dampfmaschine. Sollten wir da nicht etwas stolz sein, mit diesen Dingen konfrontiert worden zu sein, sie nutzen und über sie berichten zu können? Mit dem Erfinder des Computers, Herrn Prof. Dr. Konrad Zuse, gab es sogar persönliche Kontakte und Interviews, sowie seinen handschriftlichen Gruß an die Leser der AS (siehe AS-Nr.33 u.34). Wie schön, daß wir seine Erfindung mit Erfolg nicht nur zum Wohl älterer Menschen, sondern auch für die Jugend einsetzen können und zwar bei der gemeinsamen Nutzung des Internet. Dieses nimmt unter den wichtigsten Erfindungen des Jahrtausends heute zwar erst den Rang 16 ein, was sich aber wohl in absehbarer Zeit ändern dürfte. Denn schon gibt es bei der "GGT" in Iserlohn das "Internet-Cafe für ältere Menschen", das bestimmt bald viele Nachahmer finden wird. Eine Bereicherung für alle Senioren, die im Herzen jung geblieben und aufgeschlossen für die Technik sind.

Mit großer Freude konnte ich jüngst der Tageszeitung entnehmen, daß man in Schwerte künftig die Erfahrungen älterer Menschen besser wahrnehmen und nutzen will. Der Seniorenbeirat soll durch eine Direktwahl besetzt werden, was m.E. schon lange überfällig ist. Die "AS" gehört seit Jahren dem Seniorenbeirat an. Er wird jedoch in seiner bisherigen Struktur von den Parteien besetzt und ist dem Sozialausschuß untergeordnet, hat also keine beschlußfassende Funktion. Meine Erfahrungen damit sind leider nicht sehr erfreulich, weshalb ich eine Direktwahl seiner Mitglieder nur begrüßen kann. Wenn diese außerdem parteiunabhängig sein und freie Entscheidungen treffen könnten, sähe ich darin eine gute Entwicklung zum Wohl unserer Stadt und ihrer älteren Bürger.

Unser Wunsch an die "AS"-Leser: Bleiben Sie wachsam bei der uns betreffenden Entwicklung in unserer Stadt und halten Sie weiterhin unserer AS die Treue.

Tschüß, bis zum nächsten Mal !
Ihr Horst Reinhard Haake