Schwerter Eisenbahngeschichte

Die Bahnmeisterei Geisecke 1873 - 1945
Klaus H. Huhn         

Bahnhof Geisecke Bereits im Jahre 1873 wurde der erste Haltepunkt in Geisecke an der Bahnstrecke der Ruhrtalbahn von Kabel nach Kassel eingerichtet, welcher später zu einem Bahnhof ausgebaut wurde.

Die Grundlage hierfür schafften am 15. Dezember 1873 drei Ärzte aus Schwerte, Dr. Tütel, Dr. Haver, Dr. Goecke, sowie 22 ihrer Kollegen aus den Nachbargemeinden. Sie hatten sich wegen der gesundheitlichen Bedeutung des Heilbades Wellenbad an die königliche Direktion der Bergisch-Märkischen Eisenbahn zu Elberfeld zwecks eines Haltepunktes in Geisecke gewandt.

Stellvertretend für alle anderen Doktoren dieser Petition seien an dieser Stelle erwähnt: Dr. Lohmeier aus Aplerbeck, Dr. Höhing aus Unna, Dr. Marten aus Hörde und Dr. Magery, Augenarzt aus Hagen.

Es ist anzunehmen, daß diesem Antrag entsprochen wurde und die Gemeinde Geisecke aus diesem Umstand heraus, bei Bude V, eine Bahnstation erhielt. Ab 1874 hielt nun der sogenannte "Bäderzug" in der Zeit zwischen dem 1. Juni und dem 1. Oktober zweimal täglich in der Gemeinde Geisecke (R. Stirnberg, AS 27/94).

Der Bahnhof Geisecke liegt bei km 162,2 in Fahrtrichtung Schwerte und Langschede. Auffällig ist hier der mit ca. 180 m relativ lange Bahnsteig.

Ab hier ist auch heute noch aus einer leichten Kurve heraus die Einfahrtgruppe zum ehemaligen Verschiebebahnhof zu erkennen.

Wie wichtig Bahnhöfe für ländliche Gemeinden werden konnten, zeigte das Beispiel Geisecke. 1891 reisten von hier 3.775 Personen an oder ab. Die Ortschaft selbst bestand zu diesem Zeitpunkt aus 28 einzel stehenden Häusern oder Gehöften. Bereits um 1912 betrug die Zahl der Reisenden ab Geisecke 36.214 Personen. Hier ist allerdings das Baupersonal des Verschiebebahnhofes mit einzubeziehen.

Wegen des erweiterten Bahnbaues im Jahre 1900 mußte das Haus des Schneidermeisters Heinrich Ortmann abgerissen werden. Das Grundstück wurde von der damaligen Eisenbahngesellschaft aufgekauft.

Aus dem selben Grund wurde auch Anfang unseres Jahrhunderts das in Höhe des Bauernhauses Mette befindliche Bahnwärterhäuschen mit Schranke abgerissen.

Ab dem 1. Oktober 1913 wurde der Bahnhof Geisecke von dem Oberbahnhofsvorsteher Herrn Ansorge und seinem Stellvertreter Herrn Vorsteher Erneputsch geleitet.

Das organisierte Verbrechen machte auch in der damaligen Zeit vor der Bahnstation Geisecke nicht halt. Ein frecher Diebstahl ereignete sich am 16.03.1914 in dem Geisecker Bahnhofsgebäude. Ein Rolliwagen wurde von den Spitzbuben aufgebrochen und seines Inhalts beraubt. Insbesondere wurden Fleisch und Lebensmittel gestohlen. Ein Teil der erbeuteten Pakete wurde am nächsten Tag am Bahndamm wieder aufgefunden. Den Dieb hatte man an diesem Tag nicht erwischt.

Nach einem Einbruch im Bahnhof Schwerte wurden die Diebe am 4. April 1914 gefaßt. Wie die polizeilichen Vernehmungen ergaben, waren sie für die gesamte Beraubung an Eisenbahngütern in den letzten zwei Jahren im Raum Schwerte verantwortlich zu machen.

Am 19.03.14 ereignete sich ein bedauernswerter Unfall auf dem Bahngelände. Der 21jährige Franz R. wurde von einem rangierenden Wagen am Kopf getroffen, daß er im ganzen Gesicht schwere Verletzungen davontrug. R. hatte insbesondere noch Glück im Unglück, als er durch den Stoß außerhalb des Gleises geworfen wurde und so der Gefahr eines Überrollens entging.

In einer Ratssitzung der Gemeinde Geisecke am 23. Juli wurde beschlossen, daß eine Anleihe bei der Sparkasse Schwerte/Westhofen für den Wegeausbau - Kreisstraße - Bahnhof - Wichert - aufgenommen werden sollte. Mit dem Ausbau wurde anschließend unverzüglich begonnen.

In dem selben Jahr erhielt die Bahnstation zum 1.10.1914 die neue Bezeichnung: - Geisecke (Ruhr) -

Wilddiebe schienen in jenen Jahren eine besondere Vorliebe für die Eisenbahn zu entwickeln. So ist zu berichten, daß am 8. Juni 1915 zwei Männer aus Menden von der Gendarmerie Geisecke festgenommen wurden, als sie dem Bahnhofswirt Bährensmann einen kapitalen Bock zum Kauf anboten. Diesem kam die Sache nicht geheuer vor und er verständigte die Ortspolizei.

Die Dortmunder Wasserwerke ließen am 30. November 1915 vom Bahnhof Geisecke einen Gleisanschluß zu ihrer Pumpstation fertigstellen, um Kohlen und andere Materialien ohne Umladung direkt an das Werk liefern zu können. Die Arbeiten wurden von der Firma Drenstein & Koppel durchgeführt.

Der ehemalige Bahnkörper der Dortmunder Stadtwerke ist auch heute noch am Ortsende bei km 161,2 als ausgehobene Trasse auf einem Wiesengrundstück gut zu erkennen. Auch sind am Kellerbach Reste der Brücke als aufgeschütteter Damm der Brückenüberführung heute noch deutlich zu sehen.

Ein Diebesfang, wie er nicht zu den alltäglichen gehört, ereignete sich auf dem Geisecker Bahnhof. In der Nacht zum 2.01.1917 hatten Spitzbuben einem bei Dellwig wohnenden Bahnarbeiter ein Schwein gestohlen und geschlachtet. Zum Abtransport des selben stahlen sie noch einen Korb und machten sich gleich auf den Weg zum Bahnhof Langschede, um mit dem Triebwagen Geisecke zu erreichen. Diesen Zug benutzte auch der Bestohlene, welcher zum Dienstantritt nach Geisecke unterwegs war. Diesem kam der Korb sehr bekannt vor. Eine Untersuchung im Geisecker Bahnhof brachte die Untat an das Tageslicht. Der Gendarmeriewachtmeister Trattner nahm die beiden Spitzbuben aus Dortmund fest und brachte sie in das hiesige Gerichtsgefängnis.

Der Bahnhofsmeister Himmelreich von der Station Geisecke wurde mit dem 1. Mai 1917 als Obervorsteher nach Kalthof versetzt.

Herr Stoffel aus Geisecke schreibt in seinem Buch "Wir, und die Schützen": "Während der Betrieb im Güterbahnhof 1929 aufgegeben werden mußte, wurde der Betrieb im Bahnhof Geisecke stark aufgewertet. Grund hierfür war die öffentliche Badeanstalt in der Ruhr zum Wellenbad."

Aus den Kriegsjahren

In der Nacht zwischen dem 12./13. November 1940 um 4.10 Uhr wurde der Bahnhof Geisecke von mehreren Bomben getroffen. Die Gleise der Hauptpersonenstrecke waren aufgerissen. Die Bahnmeisterei und das kleine Eckhaus gegenüber dem Wege zum Wellenbad sind beschädigt worden.

Am 22. Februar 1945 wurde das obere Stockwerk des Bahnhofes durch drei leichte Bomben vernichtet.