Warum sagt man?

Wissen Sie woher der Ausdruck "Fensterbank" kommt, auf den wir heute unsere Blumen stellen? Nun, sehr einfach, in den früheren Burgen waren sehr dicke Mauern, und die Fensterdurchbrüche waren verständlicherweise sehr breit in die Mauern eingelassen. Rechts und links von den Durchbrüchen waren dann Bänke eingelassen, dazwischen ein Tisch, sodaß man tatsächlich auf einer Bank am Fenster saß. Daher kommt der Ausdruck "Fensterbank", der heute eine ganz andere Bedeutung bekommen hat.

"Einen Zahn mehr"
In früheren Zeiten hatte man in der Küche ein großes Feuer, darüber war ein Haken, an dem an einer sägeblattähnlichen Vorrichtung der Topf höher oder tiefer aufgehangen werden konnte. Wollte man nun das zu kochende Gut schneller warm haben oder zum Kochen bringen, brachte man es näher auf die Glut, sodaß man einen Zahn oder zwei Zähne mehr gab. Daher kommt der Ausdruck, den wir heute noch als Beschleunigung verzeichnen, nämlich "einen Zahn mehr".

Warum ziehen wir den Handschuh aus?
Auch das ist eine Gepflogenheit aus der früheren Zeit, wenn man jemand freundschaftlich begegnete, zog man seinen eisenbeschlagenen Handschuh aus, wir ziehen heute noch den Handschuh aus, wenn wir jemand die Hand reichen wollen.

"In der Kreide stehen"
Heute verstehen wir darunter, daß jemand Schulden oder andere Verbindlichkeiten bei irgend jemandem hat. Früher dagegen war es üblich, vor allen in den Wirtshäusern oder in den Kaufläden, die Schulden, die der Kunde hatte, mit Kreide auf eine große Tafel zu schreiben, oder gar an die Wirtshaustüre z.B. Daher kommt der Ausdruck "in der Kreide stehen".

"Krokodilstränen weinen"
Wir meinen, daß wenn wir diesen Ausdruck gebrauchen, jemand heuchelt, sich betrübt stellt, obwohl er es nicht wirklich ist. Dieser Ausdruck geht auf eine Sage zurück, und zwar ahmten die Krokodile angeblich die Stimme eines weinenden Kindes nach, um so ihre Opfer zu täuschen.

"Vor Neid platzen"
Der Sinn dieser Redewendung ist wohl klar und war schon im Altertum gebräuchlich. Er geht auf eine Fabel des Phaedrus zurück. Phaedrus erzählt in dieser Fabel, daß ein eitler Frosch sehr groß werden wollte, indem er sich aufblies und dann platzte.

"Pech haben" oder "Pechvogel sein"
Wir verstehen doch unter dieser Redewendung ein Unglück oder ein Mißgeschick. Der Pechvogel aber ist kein bestimmter Vogel, sondern ein Vogel, der an dem Pech, das vom Vogelsteller ausgelegt wurde, kleben bleibt. Diese Art des Vogelfanges wurde bis zum Kriegsende noch in Ostpreußen ausgeübt. Wo man anstelle des Pechs Leim auf die Rute gestrichen hatte, ging der Vogel auf den Leim oder er hatte sich leimen lassen, sodaß er eingefangen wurde.

Prof. Dr. René Erpelt